Als die Nachricht an die Verantwortlichen und Spieler des FC Bassenheim gelangte, dass man in der 3. Pokalrunde die A-Klasse-Mannschaft des SV Weitersburg zu Gast haben würde, waren sich alle im Klaren, dass man es dem drei Klassen höher angesiedelten Verein so schwer wie möglich machen wollte.
Und genau dieses Vorhaben hat unsere 1. Mannschaft am Abend des 15.10.2019 von der ersten bis zur letzten Minute zu einhundert Prozent in die Tat umgesetzt!
Wenn man gegen eine Mannschaft spielt, die nicht nur ein paar Klassen höher, sondern auch in dieser Klasse einen sehr schnellen Ball spielt, heißt die taktische Ausrichtung fast immer „Mauern was das Zeug hält“.
So war es auch beim FC Bassenheim, dessen Spieler anfänglich sowohl Probleme mit dem schnellen Spiel, als auch mit dem hohen Anlaufen der Weitersburger hatten.
Doch irgendwie schaffte es immer wieder ein Spieler im blauen Trikot noch einen Fuß dazwischen zu bekommen oder aber Michael Hoppen entschärfte souverän die auf ihn zufliegenden Geschosse.
Genau in dieser Phase, in der Bassenheim kaum Entlastung durch eigene Aktionen schaffen konnte, hatte Jörn Kailing in der 7. Minute einen Geistesblitz und schickte Florian Schunk mit einem schnell ausgeführten Freistoß auf die Reise.
Jener braucht bekanntlich nicht viele Versuche, um das Runde ins Eckige zu befördern.
So spielte Jörn den Ball links raus, fand Florian, der schnell noch einen Gegenspieler stehen ließ, zog zur Mitte und schweißte den Ball in Arjen Robben Manier aus ca. 25m rechts oben im Winkel ein.
Auf und um das Bassenheimer Grün war die Freude groß und viele fragten sich schon, ob da vielleicht doch die Pokalsensation wahr werden könnte. Die Antwort der Weitersburger waren allerdings noch schnellere Ballzirkulationen und wütende Angriffe, die aber vorerst nicht von Erfolg gekrönt waren, weil die Festung rund um Oliver Mielke und Sebastian Eulberg stand hielt. Doch in der 17. Minute war man eine Sekunde unkonzentriert und wurde prompt bestraft. Ein Einwurf in den Sechzehner, ein Gelber entwischte seiner Bewachung, legte in den Rückraum und von dort wurde der Ball per Volleyabnahme ins linke Eck geschossen.
Nur sechs Minuten später nahezu die komplett identische Aktion und schon wieder schlief einer in der Bassenheimer Hintermannschaft, aber diesmal konnte der Schuss noch gerade so geblockt werden.
Da der zweite Ball jedoch nicht konsequent verteidigt wurde und auch niemand sich genötigt fühlte die Flanke zu unterbinden, war die logische Konsequenz, dass Weitersburg per Kopf auf 1:2 stellte.
In den letzten Minuten der 1. Halbzeit plätscherte das Spiel dann nur noch vor sich hin.
Bassenheim war froh, sich zumindest eine Halbzeit sehr gut präsentiert zu haben und Weitersburg hatte den Gegner mit viel Mühe dahin bekommen, wo sie ihn haben wollten.
Wer jetzt dachte, dass Bassenheim nur noch auf Schadensbegrenzung aus war, während für Weitersburg nur noch die Höhe des bevorstehenden Siegs interessant wäre, der kennt die Männer von Trainer Jens Röttgen noch nicht!
In der 2. Halbzeit wollte man eine Schippe drauf legen und den Blaugelben zeigen, dass man auch ein wenig mit dem runden Leder umgehen kann. Die Mannschaft rückte deutlich weiter hinten raus, störte die Ballstafetten und kam so zu ersten Ballgewinnen, die die nötige Entlastung brachten und auch immer mehr Selbstvertrauen bei den Männern in Blau zuließ.
Wirklich überzeugen konnte Weitersburg ab diesem Zeitpunkt dann gar nicht mehr, während Bassenheim immer stärker wurde. Und genau in dieser Phase erkämpfte sich Florian Schunk den Ball, spielte Ex-Weitersburger Fabian Sperk an, der sich nicht vom Ball trennen ließ und ihn gegen jedes physikalische Gesetz rechts oben in den Winkel zum 2:2 streichelte!
Ab diesem Zeitpunkt gab es eigentlich nur noch eine Mannschaft, die spielte und immer wieder mit drei bis vier Pässen über das gesamte Spielfeld kombinierte und somit ständig für Gefahren sorgte. Wiederholt erspielten sich die Bassenheimer gute Chancen, die aber leider nicht den Weg ins Tor fanden.
Plötzlich nahm dieser Abend jedoch eine stark zweifelhafte Entscheidung des Schiedsrichters eine Wendung, die wirklich niemand auf dem Schirm hatte. Einer der wenigen Weitersburger Angriffe wurde in der 80. Minute diagonal vors Tor gespielt, wo ein Weitersburger Spieler einschussbereit stand. Er wurde aber von Florian Schunk und Dominik Lichtenberg abgelaufen, indem sie ihre Körper zwischen Ball und Gegner brachten und die Situation somit sauber bereinigten.
Der Weitersburger Spieler schmiss sich allerdings theatralisch auf den Boden, schrie und der Schiedsrichter pfiff. Jedem Bassenheimer stand das pure Entsetzen ins Gesicht geschrieben, niemand konnte glauben, was da gerade passiert war! Jörn Kailing z.B. machte seinem Ärger durch einen lautstarken Kommentar Luft, für den er er umgehend die Rote Karte sah. Mehrere Spieler redeten auf den Schiedsrichter ein, aber bekanntlich bewirkt das in einer solchen Situation nichts. Den dann fälligen Elfmeter verwandelte der Schütze rechts unten.
Im Anschluss ging es weiter mit den Kuriositäten. Jener Torschütze lieferte sich ein hitziges Wortgefecht mit Michael Pandorf und streckte ihn mit einem Faustschlag an den Hinterkopf nieder: Glatt Rot!
In den letzten Minuten warf Bassenheim dann alles nach vorne. Jeder Ball wurde lang in den Strafraum geprügelt. Es half aber alles nichts, denn das Tor zur Verlängerung wollte einfach nicht mehr fallen.
Allerdings sollten die Zuschauer noch einmal was geboten bekommen, dass sie sicher nur aus der UFC kennen. Bei einem Entlastungsangriff wurde ein Weitersburger beim Kreuzen der Laufwege unabsichtlich von den Beinen geholt und landete im Fallen zwischen den Beinen von Oliver Mielke, der weiter verteidigen wollte. Der Spieler riss seinen Kopf quasi aus der Umklammerung, packte die Knöchel von Oliver und zog beide Beine nach vorne weg!
Oliver Mielke schlug hart mit dem Rücken auf dem Bassenheimer Grün auf; der Schiedsrichter schnappte sich sofort den Weitersburger Spieler, um ihn mit Rot zu bestrafen.
Allerdings ließ die sofortige Antwort nicht lange auf sich warten. Mielke berappelte sich, nahm Anlauf und schubste den Weitersburger fünf bis sechs Meter über den Platz.
Beide bekamen sofort die Rote Karte und wurden des Feldes verwiesen.
Sekunden später pfiff der Schiedsrichter das Spiel auch schon ab.
Auf der einen Seite war erleichterter Jubel zu hören, auf der anderen Seite machte sich Trauer breit, dass ein solch couragierter und mutiger Auftritt so enden musste.
Das Weiterkommen wäre auf Bassenheimer Seite durchaus verdient gewesen, aber der Fußballgott hatte an diesem Abend wohl etwas dagegen gehabt.
Wenige Minuten nach dem Spiel überwog allerdings bereits der Stolz über das Geleistete und die Trauer musste der ein oder anderen Bierkiste weichen. Und wer dann immer noch Ärger verspürte, ertränkte diesen im weiteren Verlauf des Abends in mehreren Hopfenkaltschalen.